Reflexion des Studienverlaufs
Zu Beginn der Studie deuteten viele Artikel und Veranstaltungen auf eine hohe Präsenz von Low-Code-Plattformen in der öffentlichen Verwaltung hin. Vom 18.-20. Mai 2022 fand ein Hackathon zum Thema Low-Code/No-Code für die öffentliche Verwaltung in Berlin statt, ausgerichtet von der PD (Inhouse Beratung der öffentlichen Hand). Dieser wurde von unserer Projektleitung besucht. Im September 2022 nahm die Forschungsgruppe an der von Fraunhofer FOKUS (Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme) veranstalteten Low-Code Live Konferenz zum gleichen Thema teil. Dort referierten verschiedene Vertreter:innen aus dem öffentlichen Sektor über die eigenen "Low-Code-Projekte", darunter München (PEGA-Plattform und T-Systems), Berlin (Intrexx), Siegburg (ISI5) und Hamburg (Projekt MODUL-F). Unsere Internetrecherche führte uns zudem zur Digitalagentur Niedersachsen, welche 2022 bereits ihren zweiten Low-Code Summit ausrichtete. Im Rahmen dessen wurden u.a. kleine Prozesse mit der Stadt Hildesheim und der Gemeinde Lammspringe umgesetzt, wie uns einer der Veranstalter:innen berichtete (Herr L). Nach den ersten Gesprächsanfragen und geführten Interviews stellte sich jedoch zunehmend heraus, dass viele Berührungspunkte des öffentlichen Sektors mit Low-Code-Lösungen nur einmaliger Natur waren (z.B. Lammspringe) oder viele Kommunen gerade erst damit begannen, Erfahrungen mit Low-Code-Plattformen zu sammeln (z.B. Kiel).
Das Feld, das sich der Forschungsgruppe eröffnete, spiegelte diese Erkenntnis wider. In vielen Fällen handelte es sich um Vertreter:innen von Software- oder IT-Dienstleistungsunternehmen, teilweise Expert:innen aus dem Bereich IT-Koordination und Projektmanagement innerhalb öffentlicher Verwaltungen. Nur vereinzelt konnten wir Akteur:innen des öffentlichen Sektors ausfindig machen, die bereits erste praktische Erfahrungen mit Low-Code sammelten. Für eine bessere Zuordnung der später aufgegriffenen Aussagen sollen die einzelnen Interviewpartner:innen kurz vorgestellt werden. Jegliche personenbezogenen Informationen oder jene, welche zu diesen führen könnten, werden aus Datenschutzgründen anonymisiert:
Frau A, Frau B, Frau C und Herr D sind Mitarbeiter:innen eines international agierenden Softwareunternehmens. Die dazugehörige Low-Code-Plattform stammt ursprünglich aus dem Customer-Relation-Management-Bereich, wird jedoch auch zunehmend in einzelnen Organisationen des öffentlichen Sektors genutzt. Während Frau A, Frau B, und Frau C vorrangig im Projektmanagement tätig sind und vordergründig Praxiswissen aus einzelnen Projekten einbringen, hat Herr D seinen Aufgabenbereich in der Softwarepflege und -weiterentwicklung.
Herr E ist Mitarbeiter bei einem großen, für die Bundesregierung tätigen Beratungsdienstleister. Sein Schwerpunkt liegt in der Analyse und Entwicklung von Digitalisierungs- und Modernisierungsstrategien für den öffentlichen Sektor. Sein Wissen fokussiert sich daher auf die strategische Sicht von Low-Code-Plattformen in der öffentlichen Verwaltung.
Herr F arbeitet als Projektleiter bei einem deutschen IT-Dienstleistungsunternehmen. Er begleitet in seinen Projekten Organisationen aus dem öffentlichen Sektor bei der Einführung von Low-Code-Lösungen. Dabei hat sich das Unternehmen auf eine modular aufgebaute Open Source-Plattform spezialisiert, welche explizit für öffentliche Verwaltungen (international) konzipiert ist.
Herr G ist Mitarbeiter des Plattformanbieters, der mit Herrn F kooperiert. Er bringt vor allem Erfahrung bei der Nutzung von Low-Code-Plattformen im öffentlichen Sektor des nordamerikanischen Raums mit.
Herr H arbeitet als Projektmanager in der Stadtverwaltung. Seine Themengebiete sind Modernisierung und Digitalisierung. Neben der Einführung technischer Systeme begleitet er auch strukturelle Veränderungen in der Organisation.
Herr I arbeitet als Projektmanager bei einem IT-Dienstleister für öffentliche Verwaltungen. In seiner Arbeit begleitet er die Einführung einer Low-Code-Plattform, welche vordergründig für Datenmanagement entwickelt wurde. Durch ihn konnten wir einen beispielhaften Implementierungsprozess sowie die durch seine Entwickler begleitete Anwendungsentwicklung auf Basis von Low-Code erfahren.
Herr K ist Kunde von Herrn I und arbeitet in einem Landesministerium. Dort betreut und koordiniert er die IT. In Zusammenarbeit mit Herrn I hat er nach und nach verschiedene Prozesse mit Low-Code digitalisiert.
Herr L und Herr M kennen sich durch die Zusammenarbeit bei der Beratung von wirtschaftlichen Akteuren mit Sitz in deren Bundesland. Herr L ist angestellter bei einem Tochterunternehmen des Landes, welches ebenjene Akteure bei neuen Digitalisierungsvorhaben berät. Er selbst arbeitet in seiner Organisation mit Low-Code. Herr M wiederum bringt die strategische Sicht öffentlicher Verwaltungen hinsichtlich Low-Code und der Beschaffung digitaler Anwendungen mit.
Herr N und Herr O sind Mitarbeiter bei einem Softwarehersteller, welcher sich auf die Ausführung von Prozessen und Workflows spezialisiert hat. Da diese u.a. den Open Source-Ansatz verfolgen, sind sie auch in die Zusammenarbeit von Herrn F und Herrn G involviert. Während Herr N vorwiegend im Sales und Projektmanagement tätig ist, hat Herr O tiefergehendes Technikwissen aus der Softwareentwicklung.
Herr P ist IT-Koordinator in der Verwaltung eines Landkreises. Er arbeitet seit einiger Zeit mit einer Plattform, welche die einfache Konfiguration von Onlinediensten ermöglicht. Darüber hinaus beschäftigt er sich in seiner Rolle tiefergehend mit Möglichkeiten einer verbesserten Zusammenarbeit zwischen IT und Fachlichkeit sowie mit einer generell nachhaltigen, im Sinne einer zukunftsfähigen Digitalisierung unter Berücksichtigung des Faktors Mensch.
Herr R arbeitet bei einem Softwarehersteller einer Low-Code-Plattform für Datenmanagement. Neben einer intensiven Demonstration der Software bringt er seine Perspektive auf Low-Code mit in die Studie ein.
Herr S ist Mitarbeiter der Abteilung für Digitalisierung einer bundesweit agierenden öffentlichen Organisation. Zur Zeit der Studie arbeitete er gemeinsam mit seinem Team an einer Laborsituation zum Thema Citizen Development aus Nutzer:innenperspektive.
Schließlich erreichen uns fortlaufend neue Informationen über Ausschreibungen, Veranstaltungen und Projekte: Die Digitalagentur Niedersachsen veranstaltete am 27.09.2023 gemeinsam mit der Low-Code Association den German Low-Code-Day in Hannover. Die Landeshauptstadt Kiel plant ihren zweiten Low-Code Hackathon. Und zuletzt wurde zum Zeitpunkt des Studienverlaufs eine Ausschreibung des Bundes für eine Low-Code-Plattformen für die öffentliche Verwaltung veröffentlicht.